Ruderwanderfahrt auf der Oste
Vom 1. bis 3. Juli 2011
Start am 02. 07. in Bremervörde vom Anleger der Ruderabteilung des TSV, Flusskilometer 0,9 Ende am 03. 07 in Hemmoor am Anleger der Wasserfreunde Hemmoor, Flusskilometer 48,1
Teilnehmer:
Heinz Bitter, Hans Bredemeyer, Bernd Bruns, Kay Goette, Horst Knoke, Maximilian Meichßner, Klaus Offeney, Gerhard Ohlendorf, Hans-Hennig Siemens, Wolfgang Wahrenburg, Michael Zimmer.
Jede Wanderfahrt beginnt am Vortag (Donnerstagnachmittag mit dem Verladen der Boote. Da wir nur zwei Boote besetzen konnten, ging das relativ schnell. Und da Kay nichts auszusetzen hatte, mussten wir auch nicht wieder abladen und neu aufladen - wir haben eben bei jeder Wanderfahrt der vergangenen Jahre dazugelernt!
Nachdem Maximilian Freitag in aller Frühe das Zugfahrzeug beim Autoverleih abgeholt hatte, sammelte er auf dem Weg zum Bootshaus die weiteren Mitfahrer (Hans B., Klaus O. Gerhard O., Hans-Henning. S.) auf. Unsere Ruderkameraden Bernd B., Horst K. und Wolfgang W. waren schon am Vortag zu ihrer schon traditionellen „Bildungsreise" gestartet. Heinz B., Kay G. und Michael Z(immer) konnten erst später nachkommen, das sie noch die Last ihres Berufes drückte.
Am Bootshaus wurde der Bootsanhänger angekoppelt und los ging es immer dem „Navi" nach, Richtung Norden. Da dem „elektronischen Pfadfinder" der Befehl „kürzestes Strecke" eingegeben worden war, scheuchte er unseren Transport bereits an der Autobahn-Abfahrt Walsrode Süd von der Betonpiste und führte uns auf der Niedersächsischen Spargelstraße durch kleinste Dörfer und engste Kurven. Maximilian bewältigte diesen Parcours wie immer souverän und klaglos!
Nach einer Mittagsrast in Zeven erreichten wir das Bootshaus des TSV Bremervörde. Inzwischen hatten sich auch unsere „Bildungsreisenden" eingefunden, und wir konnten alle zusammen auf dem schönen weiträumigen Gelände die Boote abladen, aufriggern und den Bootsanhänger parken. Nachdem das alles erledigt war, nahmen wir Kurs auf unser Quartier in Bornberg. Auf der Fahrt dorthin erkundeten wir noch einen Platz, an dem wir am nächsten Tag unsere Mittagsrast halten konnten. Da der Gasthof in Gräpel zu nah bei Bremervörde lag, fanden wir an der Fähre in Brobergen auf der linken Flussseite einen geeigneten Platz für unser „Freiluft-Picknick".
Das Landhotel & Restaurant „ZUR LINDE" nahm uns gastlich auf, und nachdem wir die Zimmer bezogen hatten, konnten wir uns davon überzeugen, dass wir eine gute Wahl getroffen hatten, besonders was das Essen betraf. So verhieß die Speisekarte zu sehr zivilen Preisen:
„Jeden Freitag: Steakabend, für jeden soviel er essen kann."
„Jeden Sonnabend: Die Schnitzelplatte", mit drei verschiedenen Sorten Schnitzeln und unendlich vielen Beilagen.
Neben uns tafelten mehrere größere Gesellschaften - eine kam direkt aus Holland - ein Beweis für das gute Preis-Leistungsverhältnis des Hauses. Leider konnten wir das für Sonntagabend angebotene Rouladenessen nicht mehr kosten, da wir zu dieser Zeit bereits Richtung Heimat rollten.
Wichtig ist noch zu erwähnen, dass im Laufe des Abends unsere Ruderkameraden Heinz B., Kay G. und Michael Z. eintrafen, letzterer direkt aus Würzburg.
Nach einem vorzüglichen Frühstück konnten wir am Sonnabendmorgen mit unserm Bus nach Bremervörde starten, dem Beginn unserer zweitägigen Wanderfahrt Die Mannschaftsaufstellung hatte der Präsident bereits am Abend vorgenommen:
- Stromschnelle
- Klaus O.
- Gerhard O.
- Hans-Henning S.
- Bernd B.
- Horst K.
- Ratsvierer
- Kay G.
- Michael Z.
- Heinz B.
- Maximilian M.
- Steuermann: Wolfgang W.
Da der Schreiber dieses Berichtes den Landdienst übernommen hatte, konnte er das eigentliche Rudererlebnis zu Wasser nicht erfahren. Bevor jedoch an dieser Stelle der Bericht von Gerhard O. aus der Sicht der Mannschaft in der „Stromschnelle" folgt, muss noch kurz über das Wetter berichtet werden: Es war trocken, der Himmel war bedeckt, es wehte ein steifer Wind, es war kühl. Man konnte die Nähe der Nordsee spüren.
Hier folgt nun der Bericht von Gerhard O.:
„Am Anleger der Ruderabteilung des TSV Bremervörde waren das Einsetzen der Boote und das Ablegen unproblematisch. Das Wasser der Oste (sprich Ooooooste) war breit und tief genug, und es floss tatsächlich stromab (Tide!), also in unserer Richtung.
Zu sehen gab es an beiden Seiten des Flusses die Uferböschungen, mit viel Schilf uns Gras bewachsen, also in unterschiedlichen Grüntönen. Manchmal leuchtete ein früh vergilbtes Blatt gelb dazwischen und manchmal eine einzelne Blüte violett. Bäume waren oberhalb der Böschungen zu erkennen: hauptsächlich Weiden und Erlen, aber auch Eschen und Eichen und gelegentlich Kastanien, sogar einmal eine Gruppe Buchen. Die Zivilisation zeigte sich in Form von Stromleitungen und Windrädern, Häuser kamen nur ganz selten in den Blick. Nachmittags fragte einer im Boot nach einem Blick ans Ufer: „Waren wir hier nicht schon?" Interessant aber war die Beobachtung, wie die Böschungen immer höher wurden und im unteren Bereich das gerade noch überspült gewesene Erdreich sehen ließ. Das bedeutete für uns, dass sich das Ablaufen der Flut seinem Ende näherte und das Auflaufen der nächsten Flut drohte. Zum Sich-Treiben-lassen hatten wir trotz der Strömung wenig Gelegenheit, denn der Wind kam meistens, wie üblich, von vorn."
Wolfgang W., der Steuermann des Ratsvierers, konnte folgendes berichten:
„Wir waren ja im Altersdurchschnitt sehr viel jünger als die „Alten Herren" von der Stromschnelle, Michael Z. war mit Jahrgang 1954 wohl der Jüngste. Aber es waren besonders Kay, aber auch Maximilian, die einen gewissen Ehrgeiz an den Tag legten, an erster Stelle zu fahren. So sprach Kay immer vom „Todesfünziger", der zu fahren sei, um an die Spitze zu kommen. Bis zur Mittagspause gelang uns das auch. Aber als der Wind uns am Nachmittag die Bootsflagge weg wehte und wir umkehren mussten, um sie wiederzufinden, waren die anderen natürlich „über alle Berge". Diesen Triumph konnten Sie aber nicht auskosten, denn am Abend kam „das dicke Ende"
(Davon wird später noch zu berichten sein.)
Ein Grund für das flotte Tempo des Ratsvierers lag wohl daran, dass uns wegen des starken Gegenwindes die Flut bereits sehr viel früher entgegen kam. Als wir die Bootsflagge mit etwa Mühe wider herausgefischt hatten, merkten wir, dass wir „stromauf" getrieben wurden.
Die Mittagsrast erfolgte an der Fähre Brobergen. Auf der linken Flussseite lag das Fährhaus mit einer Veranda und Gartenmöbeln. Hier konnten wir uns niederlassen und den mitgeführten Proviant auspacken. Dieser bestand zum großen Teil aus den Resten eines Vespers, das uns Klaus O. eine Woche vorher im Bootshaus ausgerichtet hatte. Entweder hatte er sich als äußerst großzügiger Wirt gezeigt oder das Fassungsvermögen unserer Mägen falsch eingeschätzt, es waren jedenfalls eine Menge „Fressalien" übrig geblieben, die wir nun vertilgen konnten.
Obwohl wir einigermaßen windgeschützt waren, machten sich bald die niedrigen Temperaturen unangenehm bemerkbar. Das heißt, nachdem der größte Hunger gestillt war, begann die ganze Mannschaft - bis auf einen einzigen kernigen Ruderer - zu frieren und drängte sich in den Kleinbus zum Aufwärmen. Und da die Heizung nur bei laufendem Motor und voller Fahrt ihr Bestes geben konnte, setzte ich zu einer „Platzrunde" auf dem geräumigen Fährareal an. Ich begann die erste Runde, die zweite, die dritte, und je länger ich fuhr, desto wärmer wurde es und desto höher stieg die Stimmung der Truppe. Selten hat man wohl eine Gruppe gestandener Männer so ausgelassen und kindlich fröhlich erlebt wie in diesen Minuten: Und sie hatten keinen einzigen Tropfen Alkohol getrunken! Aber das „Dicke Ende" sollte noch kommen, und dann war es erst mal vorbei mit der Fröhlichkeit!
Laut Planung sollte die erste Tagesetappe 4 Flusskilometer hinter Hechthausen ihr Ende finden, und zwar an einer Stelle, die im Wanderruder-Führer des DRV wie folgt beschrieben war: „34,0 km Bootsanleger Verein". Diesen Anleger hatten wir auf unserer Erkundungsfahrt auch aufgesucht und nicht vorgefunden. Die dort am Fluss lebenden Menschen zeigten uns jedoch am Ufer einige Schwimmkörper und bestätigten uns, dass daraus zur Saison ein funktionierender Bootsanleger aufgebaut werden würde. Wir hatten uns auf diese Angaben verlassen, aber als ich an dieser Stelle unsere Wanderruderer in Empfang nehmen wollte, musste ich feststellen, dass man an dem besagte Anleger zwar „anlegen", dass ihn aber nur maximal eine Person betreten konnte. An das Herausnehmen eines Ruderbootes war daher nicht zu denken.
Zum Glück hatte ich mit allen Ruderern die Handy-Nummern ausgetauscht und an die einzelnen Mannschaften verteilt. Ich versuchte nun, die Mannschaften zu informieren, bereits in der Ortslage Hechthausen anzulegen, da ich beim Überfahren der Ostebrücke einen Anleger für Motorboote gesichtet hatte. Es gelang mir auch gleich, den Steuermann des Ratsvierers, Wolfgang W., zu erreichen und ihm die Situation zu schildern. Da das Boot durch die Suche nach der Bootsflagge ohnehin zurücklag (siehe oben), bereitete es keine Schwierigkeiten, die Mannschaft entsprechend anzuweisen. Ich erhielt auch immer wieder Rückmeldung, dass das Anlegen an der in Aussicht genommenen Stelle praktikabel war. Leider konnte ich keinen Kontakt zur Mannschaft der Stromschnelle herstellen. Keiner der Ruderer war telefonisch zu erreichen. So musste ich also frierend am Ufer der Oste ausharren, um auf das Boot zu warten. Zu allem Überfluss fing es noch an zu regnen.
Nach mehr als einer Stunde Wartezeit erschien endlich die Stromschnelle und steuerte direkt auf das Ufer zu. Als ich der Mannschaft verständlich machte, dass ein Anlegen an dieser Stelle nicht möglich sei und ich sie darüber instruierte, dass sie wieder nach Hechthauen zurückrudern müsste, erschallte ein wütendes Protestgeschrei: „Ich fahre nicht mehr weiter.......ich will hier raus.......das kommt überhaupt nicht in Frage........das lassen wir uns nicht bieten.......". Ich erklärte ihnen kurz, dass sie sich diese Situation selbst zuzuschreiben hätten, da sich niemand auf meine Anrufe gemeldet hätte. Später stellte sich dann heraus, dass die Mannschaft ihre Handys im Gepäck zurückgelassen hatte.
Ich fuhr nach Hechthausen zurück, wo mich die Mannschaft des Ratsvierers bereits erwartete. Sie hatten sich dort schnell zurechtgefunden. Der Anleger erlaubte aufgrund der schmalen Zugänge nicht das Anlandbringen der Boote, aber da er sehr stabil und vor allem lang genug war, konnten zwei Boote hintereinander darauf abgelegt werden. Einige ortskundige Einheimische gaben zusätzliche Hilfestellung. Schließlich kam auch die Stromschnelle und mithilfe aller Ruderer wurde das Boot schnell aus dem Wasser geholt.
Unser Quartier lag nicht weit entfernt von dieser Stelle, und so konnte ich mit zwei Fahrten alle Ruderer unter Dach und Fach bringen. Entschädigt wurden alle für die durchgestandenen Strapazen durch das vorzügliche und reichhaltige Essen. Es war ja Sonnabend und da stand die „Schnitzel-Platte" auf der Speisekarte (siehe oben).
Nach einem wiederum reichhaltigen Frühstück begann der zweite und letzte Tag unserer Wanderfahrt, der uns bis nach Osten zum Anleger der Wasserfreunde Hemmoor führen sollte. Gerhard O. beschreibt diese Fahrt wie folgt:
„Am nächsten Tag wurde die Stecke Hechthausen - Osten zurückgelegt. Die Oste ist dort schon recht breit, breiter als die Weser unterhalb des Ohrbergs. Die Umgebung ist ganz ähnlich wie die am Vortag zu besichtigen war. Es ging wieder mit der Flut stromab. Aber der Wind war heftig, kam meistens von vorn und bewirkte sehr unruhiges Wasser mit hohen Wellen, die oft bis an die Ausleger schlugen. Für die Steuerleute war es deshalb nicht leicht, den günstigsten Kurs zu finden. Der Kurs in den Innenkurven war an sich besser, da man aber dazu die Flussmitte mit ihren hohen Wellen kreuzen musste, war das wieder schlechter. Der Kurs möglichst dicht am Ufer hatte den Vorteil, dass das Wasser dort am ruhigsten war. Es bestand jedoch die Gefahr, dass das Boot vom Wind gegen das Schilf gedrückt werden konnte. Auch das ließ sich leider nicht vermeiden."
Die durch das stürmische Wetter arg gebeutelten Mannschaften erreichten schließlich gegen 11,30 Uhr das vorgesehene Ziel, die Anlagen der Wasserfreunde Hemmoor. Dort herrschte viel Trubel. Die Wasserfreunde hatten für dieses Wochenende zu einem Rudermarathon eingeladen. Mindestens 20 Vereine mit Booten und Bootsanhängern bevölkerten am Sonnabend das weiträumige Gelände. Die Mannschaften waren in vielen Zelten untergebracht. Aufgrund es schlechten und stürmischen Wetters musste die Veranstaltung am Sonntag jedoch abgebrochen werden, und als unsere Boote ankamen, verließen gerade die letzten Vereine das Gelände. Wir fanden einen vorzüglichen Anleger vor und hatten viel Platz unseren Bootsanhänger zu beladen. Es gab sogar die Möglichkeit, in den Räumen der Wasserfreunde einigermaßen geschützt und trocken die Reste unseres Proviants vom Vortag zu vertilgen.
Nachdem ich unsere „Privatfahrer" zu ihren in Bornberg geparkten Autos gebracht hatte, konnten der Bootstransport + restliche Ruderer die Heimfahrt antreten. Die Rückfahrt bewältigte Maximilian schnell und problemlos, diesmal ohne Navi.
Hans Bredemeyer