Ruderwanderfahrt auf der Aller
Vom 20. bis 22. August 2010
Was macht die Faszination Rudern aus? Hat dieser Sport doch den Anschein harter Schinderei, bei dem man auch noch den Unbilden des Wetters ausgesetzt ist. Man bekommt Blasen an den Händen und strapaziert das Hinterteil. Auch das Schleppen der schweren Boote ist nicht unbedingt eine Freude, trotzdem steigen wir immer wieder gerne in die Ruderboote ein. Der Wunsch nach körperlicher Betätigung mag im Vordergrund stehen, aber auch die Pflege der seit vielen Jahren bestehenden Kameradschaft ist uns wichtig. Ganz besonders geschätzt wird das gemeinsame Bier danach in unserem Clubraum mit dem schönen Blick auf die Weser.
Höhepunkt des Altherrenruders ist aber die jährlich wiederkehrende Ruderwanderfahrt, die uns schon durch die schönsten Flusslandschaften führte. Dieses Jahr hatten wir die Unteraller ausgesucht, die den unschätzbaren Vorteil einer kurzen Anreise bot. Eine Vorhut, bestehend aus Bernd Bruns, Horst Knoke und Gerhard Ohlendorf, hatte das Ruderrevier inspiziert, um geeignete Plätze zum Ein- und Aussetzen der Boote zu erkunden, Betten für die Übernachtungen zu reservieren und geeignete Orte für Pausen ausfindig zu machen. Ein Kulturprogramm wie in den Vorjahren gab es dieses Mal nicht, die Region gab dafür einfach zu wenig her.
Freitagvormittag trafen sich Hans-Henning, Günter, Gerhard, Dietrich, Horst, und Wolfgang gegen 10 Uhr am Bootshaus, um die Ruderboote zu verladen. An unserem Riemenvierer stachen sofort die neuen Rollsitze und eine bequeme Steuerlehne ins Auge, Kay sei Dank dafür. Bei der Überprüfung der Lichtanlage unseres Bootsanhängers stellte sich heraus, dass mehrere Birnen nicht brannten. Der Schaden wurde fachmännisch behoben, die Boote dann abgeriggert und verladen. Gegen 14 Uhr fuhr der gemietet Kleinbus vor und Günter, Hans-Henning, Horst, Gerhard, Bernd, Wolfgang und Hans starteten mit Bus und Anhänger Richtung Aller. Später folgten mit dem PKW Heimo, Heinz, Kay und Dietrich. Da die Busfahrer zuerst zum Startpunkt unserer Wanderfahrt nach Eilte fuhren und die Boote ruderfertig machten, trafen dann alle fast gleichzeitig in unserem Standquartier „Hotel Helms“ in Rethem ein. So konnten wir gemeinsam einen Dämmerschoppen im Hotelgarten als Auftakt für einen schönen Abend genießen. Auch der aus München angereiste Rüdiger Hauffe war pünktlich eingetroffen und konnte sich bei seinen Mitruderern bekannt machen. Er hatte dem Ruderclub seit dem Abitur die Treue gehalten und wollte nach 45-jähriger Karenzzeit wieder einmal in ein Ruderboot steigen und mit uns an der Wanderfahrt teilnehmen. Da der Abend so mild war, konnten wir praktischerweise gleich an dem zum Essen vergrößerten Tisch sitzenbleiben. Kaum hatten wir die Speisekarten in der Hand, traf auch Christian mit perfektem Timing aus Wuppertal ein. Die Hotelküche lieferte tadellose Speisen, besonders beliebt war der Heidschnucken-Knipp. Wir verlebten einen kurzweiligen Abend mit vielen interessanten Gesprächsthemen. Um für den nächsten Tag topfit zu sein, gingen wir nicht allzu spät schlafen.
Helms Hotel ist ein gewachsenes Haus mit vielen verwinkelten Anbauten. Der Clou war im Treppenhaus der Lifter und bemerkenswert in unserem Bad eine Sammlung von ca. dreißig(!) verschiedenen offensichtlich von Gästen zurückgelassenen Shampoos. Da unser Hotel nur zehn Betten für uns frei hatte, wurden Heimo, Hans-Henning und Wolfgang von den Wirtsleuten in den „Stöckener Hof“, der im Nachbarort liegt, gefahren.
Am Samstag trafen wir uns alle um 8.15 Uhr zu einem wirklich opulenten Frühstück und fuhren danach gestärkt mit Bus und PKW zum Abfahrtsort nach Eilte. An der Anlegestelle wartete schon Johannes, der früh mit dem Auto angereist war, auf uns. Wir waren nun komplett und konnten endlich los rudern. Hans Bredemeyer hatte für jedes Boot perfektes Kartenmaterial zusammengestellt und übernahm, wie auch schon in den Vorjahren, mit dem Bus den Landdienst. Die Verteilung der Ruderer erfolgte problemlos auf die drei mitgebrachten Boote:
- Stromschnelle
- Günter Brackhahn
- Heimo Faehndrich
- Hans-Henning Siemens
- Horst Knoke
- Gerhard Ohlendorf
- Ratsvierer
- Heinz Bitter
- Rüdiger Hauffe
- Dietrich Peter
- Kay-Erich Goette
- Christian Hesse
- C.W.Ente
- Johannes Schmidt
- Bernd Bruns
- Wolfgang Wahrenburg
Bei strahlendem Wetter machten wir die ersten Ruderschläge auf der Unteraller, die sich als überraschend breit und wasserreich erwies. Durch die unerwartet starke Strömung kamen wir flott vorwärts. Rechts und links zog die nur spärlich besiedelte Landschaft vorbei, kaum Dörfer, gelegentlich Rindvieh und Pferde auf grünen Weiden, hübsch bewachsene Ufer mit Blutwurz, Froschlöffel etc. Nach 15 Kilometern, eine Stunde früher als gedacht, erreichten wir Rethem zur geplanten Mittagspause. Im türkischen Lokal mit dem schönen Namen „Morgenland“ waren wir angemeldet. Trotzdem mussten wir sehr lange auf die ersehnten kühlen Getränke und das Essen warten. Vielleicht war der Spruch auf den ausliegenden Bierdeckeln wörtlich zu nehmen: „Immer schön durstig bleiben“.
Nach dem Imbiss ging es zurück in die Boote, das Wetter hatte sich zwischenzeitlich eingetrübt und einige dunkle Regenwolken waren aufgezogen, aber es blieb Gott sei Dank trocken. Bei insgesamt leichtem Schiebewind, der aber durch die zahlreichen Allerschleifen auch gelegentlich von vorne blies, ruderten wir an Hülsen vorbei zum Ort Westen, dem Endpunkt des ersten Tages und steuerten nach 32 geruderten Kilometern einen kleinen Sportboothafen an. Hans war schon mit dem Bus eingetroffen, und nachdem wir die Boote ins Gras gelegt hatten, konnten wir vor dem schön gebauten Amtshaus gemütlich Kaffee trinken und uns mit vorzüglichem Kuchen stärken. Bis auf vier Zurückgelassene fuhr uns Hans anschließend mit dem Bus nach Rethem ins Hotel zurück, während sich Kay, Christian, Rüdiger und Heinz durch das sehenswerte Mehrgenerationshaus führen ließen.
Zurück in Helms Hotel gab es, wie am Vorabend, erst einen Dämmerschoppen, und dann wartete als Höhepunkt des Tages ein köstlicher Heidschnuckenbraten auf uns. Gerhard als erster Vorsitzender zog nach dem Essen in einer kleinen Ansprache eine sehr positive Zwischenbilanz über unsere Aller-Wanderfahrt: Alles war besser als gedacht, das Wetter, die Strömung, der Schiebewind, das Hotel, schlicht einfach alles. Seine Worte hörten wir gern und saßen glücklich und zufrieden auf unseren breiten Stühlen. Diese positive Stimmung war auch aus hirnphysiologischer Sicht nicht schwer zu erklären: Ist etwas besser als gedacht, wird der Hirnnervenkern "Nucleus acumbens" aktiviert und der Neurotransmitter Dopamin ausgeschüttet. Dieser bewirkt das augenblickliche Glücksgefühl. Nach genügend Dopamin Aus- und Biereinschüttungen las Gerhard noch aus einem alten Schulbuch von 1931 einen Text von Hermann Löns vor, im dem die Fauna und Flora der Gegend, die wir für die Ruderwanderfahrt ausgewählt hatten, wunderbar beschrieben wurde. Nach angeregter Unterhaltung ging es dann in die Betten. Nur die Weizenbierfraktion blieb voller Vertrauen auf den Lifter noch ein Stündchen.
Nach bekannt gutem Frühstück nahm Bernd noch rasch einen von uns nicht kontrollierten Eintrag ins Gästebuch vor, und dann fuhren wir mit Bus und Personenwagen nach Westen, um unsere Boote wieder in die Aller einzusetzen. Bei bedecktem Himmel und leichtem Wind ruderten wir auf einem fast unbefahrenen Fluss weiter stromab, bis dann später auf Backbord einige sehenswerte Villen des Verdener Vorortes Eitze auftauchten. Nach einer kleinen Pause beim Verdener Ruderverein bekam Heinz im Ratsvierer die Steuerleine in die Hand. Bei der raschen Weiterfahrt versuchte er energisch, letztlich aber doch erfolglos einige Kajaks einer Kindergeburtstagsgesellschaft zu versenken. Nachdem sich die schöne Silhouette von Verden mit dem Dom und zwei weiteren Kirchen zeigte, erreichten wir nur wenige Minuten später die Mündung der Aller in die Weser. Dieses Wiedersehen mit unserem Heimatfluss musste natürlich mit einem ordentlichen Schluck Bier auf dem Wasser gefeiert werden. Kurz darauf, nach weniger als dreißig Ruderkilometern, legten wir am Anleger vor dem Stauwerk bei Intschede an und hatten unser Ziel erreicht. Nach dem Verladen starteten wir in Richtung Heimat und kamen wohlbehalten gegen 17.00 Uhr in Hameln.
Was bleibt: Es war eine toll organisierte, sehr harmonische Ruderwanderfahrt bei ordentlichem Wetter in ansprechender Landschaft ohne irgendwelche unangenehme Zwischenfälle. Mit einem herzlichen Dank an die Ausrichter endet dieser kleine Bericht, diesmal verfasst von Dietrich Peter